GB_01.2023

14 01 / 2023 UNTERNEHMENSFÜHRUNG Gute Leute finden und behalten Fachkräftemangel imHandwerk Es ist aktuell eines der ganz großen Themen, auch in der Politik – der Fachkräftemangel. Haben 2010 in Deutschland noch rund 57.000 Fachkräfte gefehlt, sind es mittlerweile knapp 540.000, so das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Dabei fehlt es unter anderem in sozialen Berufen, in der Betreuung und Pflege, in der IT und vor allem im Handwerk an Fachkräften. Was das für Folgen hat, wie Handwerks-Unternehmen beim Rekrutieren von Fachkräften vorgehen sollten und was das Thema Arbeitsschutz damit zu tun hat, sagt Mario Hattwig, Berufsgenossenschaft Energie, Textil, Elektro, Maschinenerzeugnisse (BGETEM) im Gespräche mit Dr. Anika Jansen, Ökonomin am Institut der deutschen Wirtschaft im Projekt Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA). Mario Hattwig: Ein Teil der Lösung des Fachkräfteproblems sind neue Mitarbeiter*innen aus der sogenannten Generation Z, die langsam in den Arbeitsmarkt strömt, allerdings bestimmte Erwartungen an ihren künftigen Handwerksbetrieb hat. Dr. Anika Jansen: Das kommt eigentlich immer mehr raus, dass der Generation Z das Thema Sicherheit noch mal wichtiger ist als der Generation Y davor. Gleichzeitig wollen sie sich aber auch selbst verwirklichen. Flexible Arbeitszeiten sind auch wichtig. Viele finden auch zum Beispiel die Vier-Tage-Woche toll. Die Generation Z ist eine Generation mit sehr vielen unterschiedlichen Ansprüchen. Mario Hattwig: Handwerksunternehmen müssen sich also anpassen, auf die Generation Z und deren Eltern zugehen. Dr. Anika Jansen: Ja, zum Beispiel bei Elternabenden in Schulen dabei sein und vielleicht sogar auch in Zeitungen inserieren oder auf Facebook unterwegs sein, obwohl da die jungen Leute vielleicht gar nicht mehr sind. Aber die Eltern sind eben noch da. Und wenn so eine Empfehlung von Eltern kommt, dann hat das durchaus einen großen Einfluss. Mario Hattwig: Auch das Thema Frauenförderung spielt eine große Rolle beim Fachkräftemangel im Handwerk. Dr. Anika Jansen: Da kann eigentlich nur eine wirklich frühe Berufsorientierung helfen, wo man eben nicht erst mit 16 anfängt, sondern im Grunde eigentlich noch früher ansetzt, dass auch junge Mädchen verschiedene Berufe ausprobieren und schauen, ob das etwas für sie ist. Und ich denke, da ist es wirklich wichtig, da früh anzufangen. Mario Hattwig: Eine große Herausforderung ist es außerdem, die bestehende Belegschaft eines Betriebs zu halten. Altersgemischte Teams und Weiterbildungsangebote sind hier Lösungsansätze, aber auch Angebote für flexiblere Arbeitszeiten. Alters- und auch geschlechterübergreifend sind die Themen Gesundheit und Arbeitssicherheit ebenfalls wichtig für viele Fachkräfte. Dr. Anika Jansen: Und das möchten die Mitarbeiter*innen heutzutage bei ihren Unternehmen auch gefördert haben. Es gibt eine Studie von der ETH Zürich, bei der zumBeispiel herauskam, dass die Mitarbeiter*innen eigentlich bei gleichbleibendem Gehalt trotzdem zufriedener damit sind, wenn es ein gutes Betriebsklima gibt. Und das sind einfach Sachen, um die sich heute ein Betrieb kümmern muss. Denn es bringt nichts, viel Geld in die Rekrutierung gesteckt zu haben, stattdessen wird Mitarbeiterbindung auch immer wichtiger. Das vollständige Interview mit Dr. Anika Jansen zu den Themen Fachkräftemangel und Arbeitssicherheit im Handwerk kann in der neuesten Folge des Podcasts "Ganz sicher" der BG ETEM angehört werden. Unter anderem kommt dort auch Hans Auracher zu Wort. Er ist Vizepräsident des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). Außerdem ist er Elektroinstallateur-Meister und beschäftigt in seinem Unternehmen 15 Mitarbeiter*innen. Einfach reinklicken unter bgetem.de/ganzsicher. Quelle: Berufsgenossenschaft Energie, Textil, Elektro, Maschinenerzeugnisse – BGETEM Generation Y oder Millennials, bezeichnet die Bevölkerungskohorte bzw. Generation, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurde. Die Generation Z, teilweise auch Post-Millennials genannt, ist die Nachfolgegeneration der Generation Y. Der Generation Z werden überwiegend diejenigen zugerechnet, die 1997 bis 2012 zur Welt gekommen sind, so das Pew Research Center. Eine eindeutige Definition der Anfangs- und Endjahre der Generation Z gibt es nicht. (Quelle: Wikipedia)

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