16 01 / 2025 Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit Gespräch mit Ludwig Schwarz und Angelika Gehlert von Söll Gerüstbau Abgesehen von der derzeit schwierigen Baukonjunktur stehen Gerüstbauunternehmen vor zahlreichen weiteren Aufgabenstellungen. Dazu zählen nicht nur Fachkräftemangel und die fortschreitende Digitalisierung, sondern vermehrt auch das Thema Nachhaltigkeit. DER GERÜST- BAUER sprach mit Ludwig Schwarz – Geschäftsführer der Söll Gerüstbau GmbH – sowie der kaufmännischen Leiterin Angelika Gehlert über diese neue Herausforderung und mögliche Schnittmengen zu den Themen Personal und digitale Planung. DER GERÜSTBAUER: Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt zunehmend auch die Baubranche. Wie sieht es im Gerüstbau aus? Ludwig Schwarz: Immer mehr Unternehmen in Deutschland müssen einen Nachhaltigkeitsbericht verfassen. Wie die meisten Gerüstbauunternehmen sind wir derzeit dazu noch nicht verpflichtet. Trotzdem beschäftigen wir uns verstärkt mit diesem Thema – und zwar aus zweierlei Gründen. Zum einen möchten wir als Familienunternehmen damit unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, das ist für uns ein großes Anliegen. Zum anderen haben wir den Anspruch, unser Unternehmen kontinuierlich für die Zukunft auszurichten. Wir möchten auf künftige Herausforderungen vorbereitet sein – auch beim Thema Nachhaltigkeit. DER GERÜSTBAUER: Was könnte auf Sie als Gerüstbauunternehmen denn zukommen? Angelika Gehlert: Wie Herr Schwarz eben schon erwähnt hat, sind wir aus regulatorischen Gründen noch nicht verpflichtet, eine CO2-Bilanz zu erstellen. Auch vom Markt kamen diesbezüglich noch keine Anfragen auf uns zu. Die Betonung liegt hier auf „noch“. Wir arbeiten viel mit der öffentlichen Hand zusammen, da kann das Thema Nachhaltigkeit künftig durchaus ein Kriterium in Ausschreibungen darstellen. Und auch Kunden aus Indus- trie und Baugewerbe werden das Thema Nachhaltigkeit über kurz oder lang in ihre Lieferantenbewertung einfließen lassen – oder CO2-Daten für ihre eigenen CO2-Bilanzen bei uns abfragen. Wenn wir uns frühzeitig mit diesem Thema befassen und unsere Marke schärfen, verschaffen wir uns langfristig einen Wettbewerbsvorteil am Markt. Und nicht nur dort. DER GERÜSTBAUER: Was meinen Sie damit? Angelika Gehlert: Ich spreche vom Kapitalmarkt – also von Finanzierungsmöglichkeiten. Banken müssen bei der Bewertung von Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit künftig ebenfalls einfließen lassen. Ludwig Schwarz: Das bedeutet, dass die Vergabe von Krediten oder auch die Zinskonditionen unter anderem von Nachhaltigkeitskriterien abhängen und damit unsere Investitionskraft beeinflussen können. Auch darauf wollen wir uns vorbereiten. DER GERÜSTBAUER: Wo sehen Sie weitere Wettbewerbsvorteile als nachhaltig orientiertes Unternehmen? Ludwig Schwarz: Ein wichtiger Faktor für uns ist auch die Arbeitgebermarke. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Thema Nachhaltigkeit als Teil unserer Firmenidentität zum Gemeinschaftsgefühl beiträgt. Dies stärkt die Mitarbeiterbindung. Diese positive Unternehmenskultur wirkt sich dann letztlich auch positiv auf die Wahrnehmung unserer Marke in der Region und damit auch auf dem Arbeitsmarkt aus. Und kann somit helfen, neue Nachwuchskräfte zu gewinnen. UNTERNEHMENSFÜHRUNG Ludwig Schwarz, Geschäftsführung der Söll Gerüstbau GmbH Angelika Gehlert, kaufmännische Leitung der Söll Gerüstbau GmbH Fotos: Söll Gerüstbau GmbH
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