GB 06.2020

4 06.2020 Konsolgerüste Sondergerüste ohne Bodenberührung Konsolgerüste werden immer dann eingesetzt, wenn beispielswei- se Standgerüste und/oder Hängegerüste nicht ausgeführt werden können oder die Zugänglichkeit z. B. durch Anbauten versperrt ist und eine Dachgründung infolge der Tragfähigkeit des Daches nicht möglich ist. Wie bei allen Bauformen im Gerüstbau haben Konsolgerüste ihre Vorteile aber auch Ihre Nachteile, die an folgendem Beispiel er- läutert werden. Tragweise von Konsolgerüsten Bei einem Konsolgerüst ist der Name auch Programm: Das soll heißen, dass ein Konsolgerüst in erster Linie die Vertikallasten ei- ner Gerüstkonstruktion über einen Ausleger aufnimmt und durch einen Dübel-Ankeranschluß an das Bestandsbauwerk abgibt. Das bedeutet, in dem Moment, in dem die Konsole hängt, kann das aufsteigende Gerüst entweder direkt oder über einen durch- laufenden Gründungsträger auf der Konsole gegründet werden. Dabei nimmt man den Gründungsträger immer dann, wenn die Anzahl der Konsolen auf ein notwendiges Minimum reduziert werden soll. Die Vorteile dieser Bauweise kann man am Beispiel des Sanie- rungsgerüstes am Viadukt Wehrau auf den ersten Blick erkennen (Abb. 1 und Abb. 2) Wie man den beiden Bildern auf den ersten Blick entnehmen kann, ist der Materialeinsatz nicht direkt vergleichbar. Um die beiden Gerüste weiter zu vergleichen, muss man wissen, dass es sich bei dem Viadukt Wehrau um eine Eisenbahnbrücke handelt, die im Bereich der Bauwerkskappen saniert werden sollte. Die Seitenwände des Viaduktes wurden bei dieser Instandsetzungs- maßnahme nicht bearbeitet. Das ausgeschriebene Standgerüst musste im Böschungsbe- reich gegründet werden (Abb. 1). Aufgrund des vorliegenden Böschungswinkels musste jeder Fußpunkt "begradigt" werden (Abb. 3). Dass dies nicht zu den beliebesten Aufgaben eines Gerüstbauers gehört, ist bei dem vorliegendem Böschungswinkel und der An- zahl der Fußpunkte schnell zu erkennen. Auch die Tatsache, dass man eine solche Menge Gerüst mehr oder weniger für „nichts“ aufstellt, um den eigentlichen Arbeits- punkt d. h. die Bauwerkskappe bzw. die Bauwerkskragarme zu erreichen, ist nicht direkt als sinnvoll einzustufen. Neben der Gründung mussten auch zwangsweise aussteifende Maßnahmen getroffen werden, um das Gerüst im Bereich der Brückenbögen (das Gerüst ist hier über 12 Meter hoch, freiste- hend) auszusteifen oder um z. B. die Anzahl der Gründungspunk- te zu reduzieren (siehe Abb. 1 GT-Wechsel 5,14 Meter Länge). TECHNIK Abb. 1: Standgerüst Viadukt Wehrau, Alle Abbildungen: Ingenieure Tomshöfer&Partner

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