GB 06.2020

42 06.2020 Neue Methoden für erfolgreiche Prävention Forschungskonsortium um IFA stellt neue Methoden zur verbesserten Gefährdungsbeurteilung für die Beurteilung von Muskel-Skelett-Belastungen vor Krankheiten und Beschwerden des Mus- kel-Skelett-Systems verursachen gut ein Fünftel aller Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland. Sie gehören auch zu den häufigsten anerkannten Berufskrank- heiten. Zielgerichtete Prävention solcher Gesundheitsprobleme setzt voraus, dass sich die zugrundeliegenden körperlichen Belastungen so genau wie möglich er- fassen und beurteilen lassen. Dabei hilft ein neues Methodeninventar, das ein Forschungsverbund um das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzli- chen Unfallversicherung (IFA) erarbeitet hat: Arbeitsbezogene Gefährdungen des Muskel-Skelett-Systems lassen sich da- mit auch dann präzise bestimmen, wenn die Belastungen komplex sind und ein- fache Screening-Verfahren nicht mehr ausreichen. Im Jahr 2018 entfielen laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales 125 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage auf Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes. Im selben Jahr registrierte die gesetzliche Unfallversicherung 457 neue an- erkannte Berufskrankheiten allein aufgrund von bandscheiben- bedingten Erkrankungen der Lendenwirbelsäule durch Heben, Tragen und Zwangshaltungen des Oberkörpers. Neben den damit verknüpften volkswirtschaftlichen Kosten bedeuten Schädigun- gen des Bewegungsapparates durch körperliche Fehlbelastun- gen bei der Arbeit immer auch einen Verlust von Lebensqualität für die Betroffenen. „Belastungssituationen in der Praxis, die das Muskel-Skelett-Sys- tem fordern, sind oft sehr komplex und lassen sich dann nicht mit einfachen, beobachtungsbasierten Methoden erfassen“, sagt Dr. Britta Weber, Projektverantwortliche beim IFA. „Andererseits wis- sen wir: Je präziser die Belastungsermittlung, desto genauer die Gefährdungsbeurteilung und desto zuverlässiger die Ableitung wirklich wirksamer Maßnahmen.“ In einem arbeitsteiligen Gemeinschaftsprojekt „Mehrstufige Ge- fährdungsanalyse physischer Belastungen am Arbeitsplatz – ME- GAPHYS“ stellte das IFA verfügbare Methoden auf den Prüfstand, zusammen mit der Bundesanstalt für Ar- beitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), dem Institut für Arbeitswissenschaft der Technischen Universität Darmstadt (IAD) und dem Leibniz-Institut für Arbeitsfor- schung an der Technischen Universität Dortmund (IfADo). Weber: „Wir haben gemeinsame Bewer- tungsmaßstäbe und ein abgestimmtes Risikokonzept für alle Verfahren definiert, die bestehenden Verfahren verbessert, sie um neue Anwendungsfelder ergänzt, die Methoden untereinander stärker ver- netzt und alle Instrumente nicht nur im Labor, sondern auch in einer großen Feldstudie an 200 Arbeits- plätzen mit 800 Beschäftigten erprobt und validiert.“ Das IFA erarbeitete und evaluierte in diesemRahmen Bewertungs- algorithmen für messtechnisch ermittelte Muskel-Skelett-Belas- tungsdaten. Die Algorithmen basieren auf der biomechanischen Analyse von Bewegungen und Kräften und der leistungsphysiolo- gischen Betrachtung von Anpassungsreaktionen des Körpers auf die Belastung. Nun liegen insgesamt 28 Bewertungsverfahren für verschiedene Körperregionen vor: vom Nacken bis zum Knie so- wie für das Herz-Kreislauf-System. Das mit Projektabschluss verfügbare Methodeninventar lässt un- terschiedlich detaillierte Beurteilungen für unterschiedlich kom- plexe Arbeitsaufgaben zu. Damit haben Fachleute aus Ergono- mie, Medizin und ähnlichen Disziplinen ab sofort die Möglichkeit, Muskel-Skelett-Belastungen jeder Art präzise zu beurteilen und auf dieser Grundlage wirksame Präventionsmaßnahmen abzulei- ten. Der IFA-Report kann auf der Website der DGUV heruntergela- den werden: www.dguv.de/ifa/publikationen/reports-download/ reports-2020/dguv-report-3-2020/index.jsp Quelle: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) MELDUNGEN Krankheiten und Beschwerden des Muskel-Skelett-Sys- tems verursachen gut ein Fünftel aller Arbeitsunfähigkeits- tage in Deutschland. (Bild: Kaj Kandler /kombinatrotweiss.de)

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