GB 06.2020

6 06.2020 Zusätzlich zu den positiven Erfahrungen mit dem Konsolgerüst zeigte sich während der Bauausführung, dass der Brückenpfeiler Schadstellen aufwies, die im Zuge dieser Sanierungsmaßnahme mit behoben werden sollten. Daraufhin wurde das Gerüst um- geplant, um zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Zum einen wurde ein konventionelles Standgerüst um den Pfeiler gebaut, das gleichzeitig als Höhenzugang und Arbeitsraum für die Pfeilersanierung genutzt werden konnte und auch die Monta- gebasis für das nun geplante Konsolgerüst darstellte. Hier zeigt sich ein wirtschaftlich zentraler Punkt von Konsolgerüs- ten: die Montage bzw. die Montagemöglichkeit. Wie man sich gut vorstellen kann, ist bei einem Konsolgerüst eine Auslegerlänge von 1,45 Meter bis 2,5 Meter schnell erreicht. Dies hängt selbstverständlich sowohl von der geometrischen Ausbil- dung des Bestandbauwerkes als auch der geforderten Last- und Breitenklasse ab und ist objektspezifisch zu bewerten (Abb. 4). Die Einbausituation in diesem Beispiel führte dazu, dass die Konsole eine Auslegerlänge von ca. 1,80 Meter haben musste, um das Arbeitsgerüst entsprechend aufnehmen zu können. Der erfahrene Gerüstbauer kann jetzt schnell abschätzen, dass die Konsole nicht so ganz leicht in Bezug auf das Eigengewicht sein kann. (Denken Sie an die Gerüstlänge von ca. 16,5 Meter als Lastklasse 3-Gerüst mit Breitenklasse W06 und aufgestellt auf vier Schwerlastkonsolen.) Die Einbausituation und die daraus entstehenden Hebelarme sind nicht dazu geeignet, das Eigengewicht der Konsole zu redu- zieren (Abb. 4). Die Montagemöglichkeit ist neben dem Anker- grund ein zentraler Punkt für die Art bzw. Auswahl der eingesetz- ten Konsole; es muss von Hand montiert werden oder es können Hebegeräte zum Einsatz kommen. Hier wird direkt klar, dass die Konsole und die Konsolabstände bei einer „Handmontage“ vollkommen anders aussehen muss/ müssen als bei einer „Kranmontage“. In dem gezeigten Beispiel war eine kranunterstützte Montage mit einem Zweiwege-Bagger von den Gleisen aus – also von oben – in Abstimmung mit allen Projektbeteiligten vorstellbar. Das führte in Kombination mit der Tragfähigkeit des Ankergrundes dazu, dass eine zerlegbare Schwerlastkonsole zum Einsatz kam, die gleich- zeitig als Bohrschablone funktionierte (Abb. 5). Was soll heißen „als Bohrschablone funktionierte“? Man stelle sich vor, die Bohrlöcher sind angezeichnet, gebohrt und dann wird bei der Montage festgestellt, dass ein oder zwei Bohrlöcher verlaufen sind und die Konsole nicht montiert werden kann, da die Anker nicht in die Bohrlöcher passen. Da ist es si- cherlich einfacher, die Konsole so herzustellen, dass man diese direkt als Bohrschablone nimmt, was in der Montagevorbereitung „einfach“ umzusetzen ist: Wenn z. B. der Obergurt mitgebohrt wird, kann vor Ort bei an- gesetzter Konsole von vorne bis zum Ankergrund durchgebohrt und der Anker gegebenenfalls gesetzt werden. Jetzt passen die Bohrungen immer und bei einer geschickten Montagereihenfolge kann man die Standzeit des Hebegerätes effizient gestalten. TECHNIK PLANUNG, BERATUNG, SCHULUNG UND GUTACHTEN IM GERÜSTBAU Ingenieure Tomshöfer und Partner Zur Buhrkuhle 5 • 44791 Bochum Tel. 0234-5880733 • Fax 0234-5880734 info@ingenieure-am-werk.de www.ingenieure-am-werk.de Anzeige Konsole max . 25 cm 2000 1000 730 300 max . 25 cm 2000 1000 Konsole 1. BA - Süd - Ost 2. BA - Nord - Ost Ansicht A - A Achtung: Alle Bauteile des Laufgangs sind zug- und druckfest zu verbinden. Abb. 4: Einbausituation Konsole Viadukt Wehrau

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