40 06 / 2025 Sicherheitsrisiko: Zeit Das schwedische Scaffcalc-Team bringt Tempo in den deutschen Gerüstbau Die Analyse eines schweren Gerüstunfalls im Jahr 2018 in Schweden deutete für die Entwickler von Scaffcalc weder auf Mängel an der Ausrüstung noch in der Ausbildung hin. Für sie bestand der entscheidende Faktor in der Zeit. Es fehlte an Zeit für statische Nachweise, die verloren ging, während Angebote erstellt, Zeichnungen vorbereitet und die Montage gestartet werden mussten. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde Scaffcalc gegründet. Wenn der Zeitdruck steigt, steigt auch das Sicherheitsrisiko. Das Team von Scaffcalc hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, Gerüstbauern ein technisches Werkzeug an die Hand zu geben, das Klarheit und Kontrolle schafft, noch bevor das erste Bauteil vom Lkw geladen wird. Ein Team, das seinen Code beherrscht Software in der Baubranche wird oft von externen Dienstleistern bzw. Programmierern entwickelt, die nicht aus der Gerüstbau- Praxis kommen. Scaffcalc ist anders: Die Entwickler sind hauptsächlich Ingenieure, die die gesamte Plattform intern in Göteborg entwickeln. Kein Outsourcing. Keine Plug-ins. Keine Abhängigkeit von CAD-Engines Dritter. Ein schlankes, Web-basiertes Werkzeug, von Grund auf selbst gebaut. „Wir wollten die gesamte Technik selbst besitzen“, sagt einer der Entwickler. „Nicht, um die Kontrolle zu behalten, sondern um reaktionsfähig zu bleiben. Wenn ein Kunde in Hannover am Donnerstagabend einen Wunsch äußert, wollen wir diesen idealerweise bis Freitagmittag umsetzen können.“ Diese Arbeitsweise ermöglicht es Scaffcalc, mehrmals pro Woche Updates zu veröffentlichen, stets im direkten Dialog mit den Anwendern. Kein weiteres CAD-System – sondern technischer Beschleuniger „Scaffcalc existiert aus einem einzigen Grund: um Gerüstbauern den Weg zu Zeichnung, Materialliste, Angebot und statischer Vorbemessung stark zu verkürzen, ohne bewährte Arbeitsprozesse komplett umzuwerfen“ so Viktor Skoglund von Scaffcalc. „Um Scaffcalc einzuordnen, muss man verstehen, was wir nicht sind: Wir sind keine Konkurrenz zu anderer Branchensoftware im Gerüstbau. Wir sind kein CAD-System für die letzte Detailplanung. Wir sind kein externes Ingenieurbüro. Wir fungieren als technische Schicht am Anfang des Projekts, genau dort, wo heute oft die meiste Zeit verloren geht. Mit Scaffcalc arbeitet man nicht Bauteil für Bauteil, sondern mit ganzen Gerüstfeldern. So entsteht in kürzester Zeit ein vollständiges Grundlayout.“ so Skoglund weiter. Der gesamte Prozess von Scaffcalc läuft direkt im Browser: • ein Projekt wird in wenigen Minuten in 3D aufgebaut • Materiallisten (Stücklisten) werden automatisch generiert • FEM-basierte Vorbemessungen werden im Modell durchführt • der Export funktioniert als PDF, Excel oder als interaktiver 3D-Link zur Weitergabe Was wir in Deutschland gelernt haben Im vergangenen Jahr bereisten einige Team-Mitgieder von Scaffcalc den technisch anspruchsvollsten Markt Europas: Deutschland. Viktor Skoglund: „Wir waren auf einem Treffen der UEG (Union Europäischer Gerüstbaubetriebe) in der Schweiz, beim Groß-Seminar in Hannover, bei Versammlungen der Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk und auf der bauma in München. Egal ob in Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Berlin/ Brandenburg, wir sahen überall ähnliche Muster. Deutsche Unternehmen verfügen über enormes Know-how in Statik und Planung. Doch der technische Alltag ist oft fragmentiert.“ Drei zentrale Erkenntnisse hat das Scaffcalc-Team aus Ihren Deutschland-Besuchen mitgenommen: 1. Hoher Anspruch, aber langsame Abläufe Papier ist schnell, aber ungenau. CAD ist präzise, aber zeitaufwendig. Oft fehlt ein Werkzeug, das die Lücke im Workflow schließt. 2. Mehr Software bedeutet nicht automatisch mehr Übersicht Mehr Fassaden, komplexere Projekte, steigender Dokumentationsaufwand. Unternehmen wollen ihre bestehenden ERP-Systeme nicht ersetzen, sondern in der Vorphase effizienter werden. HERSTELLER INFO Heute besteht das Scaffcalc-Team aus 12 Personen – zehn Team-Mitglieder sind auf dem Foto zu sehen, zwei waren gerade in Deutschland, im Gespräch mit Gerüstbauern.
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