a.g.bau_04.2023

Stress auf der Baustelle Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen in der Baubranche Herr Jäger, Frau Schmitz und Herr Haag arbeiten als Poliere in einem großen Bauunternehmen. Aktuell stehen mehrere Bauprojekte auf der Tagesordnung, die gleichzeitig abgeschlossen werden sollen. Dies führt neben einem erheblichen Zeit- und Termindruck zu vielen anderen Schwierigkeiten. Die Poliere haben Probleme bei der Baustellenorganisation und stehen ständig vor der Herausforderung, ihr Improvisationstalent zu beweisen und neue Lösungen zu finden. Aufgrund von schwierigen Arbeitsbeziehungen stehen Konflikte unter der Belegschaft auf der Tagesordnung – dies führt wiederum zu mangelnder Produktivität und Fehlern im Bauablauf. Gleichzeitig ist die Arbeitsbeziehung zur zuständigen Führungskraft eher schwierig: Es fehlt an Wertschätzung und Anerkennung. Ihnen fehlt die Unterstützung der Führungsetage und sie fühlen sich zunehmend allein gelassen, erschöpft und müde. Sie schlafen schlecht, einige haben regelmäßig Kopfschmerzen und Verspannungen sind zum täglichen Begleiter geworden. Was sind psychische Belastungen eigentlich? Wie dieses Fallbeispiel verdeutlicht – ein Job in der Baubranche ist nicht ohne. Es zeigt, dass Tätigkeiten wie diese aufgrund vieler verschiedener Faktoren zu psychischen Belastungen führen können. Aber was gilt eigentlich als psychische Belastung? Nach der DIN EN ISO 10075 ist die psychische Belastung die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken. Hierzu zählen z. B. Zeitdruck, Arbeitsintensität oder die Auswirkungen sozialer Beziehungen. Anders als in der Umgangssprache wird 8 Arbeitssicherheit Belastungen • Arbeitsinhalt (z. B. aus der Aufgabengestaltung) • Arbeitsumgebung (z. B. Lärm, Klima) • Arbeitszeit (z. B. Arbeitszeit, Pausen) • Arbeitsorganisation (z. B. Zuständigkeiten, Arbeitsabläufe) • Soziale Beziehungen (z. B. Teamklima, Führungsverhalten) Arbeitender Mensch mit seinen Fähigkeiten, Eigenschaften, Fertigkeiten und Bedürf- nissen Kurzfristige Beanspruchungen • Positiv: z. B. Aktivierung, Übung, Lerneffekt • Negativ: z. B. Ermüdung und akute StressZustände Langfristige Beanspruchungen • Positiv: z. B. Kompetenzentwicklung, Arbeitszufriedenheit • Negativ: z. B. Schlafstörungen, Motivationsverlust, chronischer Stress, Erkrankungen Quelle: UKH Schriftenreihe, Band 5, Seite 169 (Eigene Darstellung)

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