GB_01.2022

Ausgabe 01 / 2022 www.der-geruestbauer.de Schutzgebühr 3,50 Euro

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3 01 / 2022 EDITORIAL/ INHALT Sehr geehrte Leserinnen und Leser, viele Messen und Veranstaltungen, die für den Anfang dieses Jahres geplant waren, sind aufgrund der aktuellen Corona-Situation schon auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden. Wir hoffen, dass die für später geplanten Präsenzveranstaltungen stattfinden können und wir uns wieder persönlich austauschen können. Bis dahin wünschen wir Ihnen alles Gute, viel Erfolg und bleiben Sie gesund. Viel Spaß beim Lesen unseres Magazins. Ihr Team von DER GERÜSTBAUER » Technik: Schaffung eines idealen Arbeitsraumes..................4 » Unternehmensführung: Unternehmensnachfolge – Teil III. ..........................................................................10 » Unternehmensführung: Faszination Gerüstbau.....................12 » Soka: Azubis wollen dem Handwerk treu bleiben................14 » Rechtstipps. .....................................................................18 » Praxis: Erfolgreiches Schutzkonzept. .................................20 » Praxis: Arbeitsschutz und -sicherheit in der Praxis. ............22 » Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk und Güteschutzverband Stahlgerüstbau informieren............24 » Hersteller Informationen....................................................29 » Meldungen. ......................................................................44 » Dienstleister.....................................................................47 » Marktplatz........................................................................48 » Termine............................................................................50 Beate Bernheine Markus Hüger Verlag: fachverlag bernheine UG (haftungsbeschränkt) Postfach 210 625, 41432 Neuss Tel. 02137- 93 22 48 Fax 02137- 93 22 47 info@bernheine-medien.de www.bernheine-medien.de Verlagsleitung: Beate Bernheine Einzelheftpreis/ Nachbestellung: 3,50 Euro zzgl. Versandkosten, zzgl. Porto Erscheinungsweise: sechsmal jährlich IMPRESSUM Layout: Maritta Müller Freie Autoren: Dipl.-Ing. Heiko Tomshöfer Titelfoto: Böcker Maschinenwerke GmbH Copyright: fachverlag bernheine UG. Alle Rechte vorbehalten. Die Redakteure der einzelnen Artikel sind für ihre Inhalte selbst verantwortlich. Kürzungen vorbehalten. Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger

4 01 / 2022 Schaffung eines idealen Arbeitsraumes Sanierungsgerüst Sperrtor Meiderich zur Durchführung von Korrosionsschutzarbeiten als Standgerüst mit Wassergründung Sanierungsgerüste zur Durchführung von notwendigen Wartungs- bzw. Instandsetzungsarbeiten sind ein wichtiges Arbeitsfeld in der Gerüstbaubranche. Hier geht es darum, durch die Gerüstkonstruktionen Höhenzugänge und Arbeitsräume zu schaffen, um Bestandsbauwerke zu sanieren oder verschleißbehaftete Verkleidungen bzw. Beschichtungen auszutauschen und/oder so weit instand zu setzen, dass die Bausubstanz als solches geschützt ist oder bleibt. Der Korrosionsschutz – also die Beschichtung von Stahlbauwerken – ist beispielsweise ein wichtiges Mittel, um die Bausubstanz vor dem Verfall z. B. durch Rost infolge von Witterungseinflüssen oder UV-Strahlung zu schützen. Dabei wird die Beschichtung so aufgebaut, dass zwar die Beschichtung als solches durch Umwelteinflüsse verschleißt, aber der Baukörper selbst im Wesentlichen ohne oder nur mit geringen Substanzverlusten erhalten bleibt. Diese Bauwerke bzw. die Beschichtung der Bauwerke müssen also in regelmäßigen Abständen unter Einhaltung von Umwelt- auflagen, Arbeitssicherheitsvorschriften etc. saniert und/oder instandgesetzt werden. In Deutschland wurden viele sich noch im laufenden Betrieb befindliche Bauwerke in der Zeit von 1950 bis 1970 nach dem damaligen Stand der Technik erstellt und durch mehr oder weniger „gute“ Beschichtungen korrosionsgeschützt. Am Beispiel des Sperrtores Duisburg-Meiderich, das durch das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Duisburg Meiderich betrieben wird, zeigt sich, dass durch permanente Wartung- und Instandsetzung ein sicherer Betrieb der Stahlkonstruktion seit 1952 TECHNIK Abb. 1: Gesamtansicht Sperrtor Meiderich (Quelle: WSA Duisburg Meiderich)

5 01 / 2022 – also seit über 70 Jahren – möglich ist bzw. weiterhin möglich sein wird (Abb. 1 Gesamtansicht Sperrtor). Zur Erläuterung: Ein Sperrtor hat unter anderem die Funktion, den Wasserstand im Binnenkanal zu regulieren bzw. ein Leerlaufen des Kanales bei einer möglichen Leckage des Kanales zu verhindern. Damals wurden Bauwerke oft so konzipiert/bemessen, dass Zusatzbelastungen z. B. aus Gerüstkonstruktionen zur Durchführung von Sanierungsmaßnahmen einfach nicht vorgesehen waren, so dass Zusatzbelastungen vom Bauwerk selbst statisch nicht mehr aufgenommen werden können. Um solche Bauwerke heute für die Sanierung einzurüsten, sind innovative Lösungen wie beispielsweise Überbrückungskonstruktionen in Gerüstbauweise oder Hängegerüstkonstruktionen etc. notwendig. Wenn man sich das Sperrtor als auch die Randbedingungen einmal näher ansieht, ergibt sich im hier dargestellten Beispiel eine notwendige Überbrückungslänge von mehr als ca. 42,0 m + 2 x Auflagerkonstruktion (Abb. 1, Abb. 2 und Abb. 3). Dazu ergibt sich infolge der Bauwerksgeometrie eine notwendige Gesamtgerüsthöhe von ca. 14,0 bis 18,0 m bei einer notwendigen Gerüstbreite von ca. 8,0 m, das Ganze ausgeführt mit einer umlaufenden Verkleidung für Sandstrahlarbeiten und gleichzeitiger Montage einer Bodenwanne zur Einhaltung der durch die Strahl- und Beschichtungsarbeiten notwendigen Umweltauflagen. Beim Betrachten der Bilder fällt dem erfahrenen Gerüstbauer direkt der Begriff Hängegerüst ein. Das ist sicherlich auch ein sinnvolles Rüstkonzept, wenn das Bestandsbauwerk die Zusatzbelastungen aus Eigengewicht und Nutzlast der Gerüstkonstruktion aufnehmen kann. Im hier dargestellten Beispiel stellte das Sperrtor in seiner massiven Bauweise selbst kein Problem dar. Da aber eine Korrosionsschichtsanierung nur im „frei hängendem“ Zustand möglich ist, hätte der Antrieb bzw. die Aufhängung des Sperrtores das Sperrtor als solches und die Zusatzlasten aus dem Eigengewicht der Gerüstkonstruktion und der Nutzlast aus Arbeitsbetrieb aufnehmen müssen. Diese Zusatzbelastung war weder vom Antrieb des Sperrtores noch von der Aufhängung des Sperrtores aufnehmbar, so dass ein Hängegerüst aus statischen Gründen ausgeschlossen werden musste. Der zweite Lösungsansatz wäre sicherlich, den Kanal z. B. mit schweren Stahlträgern oder Fachwerkträgern zu überbrücken, um darauf ein konventionelles Standgerüst nach DIN EN 12811 entsprechend den statischen und baupraktischen Erfordernissen zu montieren. Mit Bauteilen aus dem Bereich von Traggerüstkonstruktionen nach DIN EN 12812 wäre das auch umsetzbar, wobei die Spannweite von 42,0 m + 2 x Auflagerkonstruktion dabei nicht zu unterschätzen ist. Auch müssen Zugangs- und Logistikkonzepte wie etwa für den Einsatz von Autokranen örtlich umsetzbar sein, da eine Handmontage im ersten Ansatz infolge der Bauteilgröße und der Bauteilgewichte ausgeschlossen ist. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass TECHNIK Abb. 3: Gesamtansicht Sperrtor Meiderich, Seite 2 (Quelle: Ingenieure Tomshöfer & Partner) Abb. 2: Gesamtansicht Sperrtor Meiderich, Seite 1 (Quelle: Ingenieure Tomshöfer & Partner) Abb. 3-1: Spundwandbereich Sperrtor Meiderich, Seite 2 (Quelle: Ingenieure Tomshöfer & Partner)

6 01 / 2022 man durch die Überbrückungslänge als auch die notwendige Gerüstgröße enorme Auflagerlasten erzeugt, die von der örtlichen Gründung als auch der anschließenden Spundwand aufgenommen und abgetragen werden müssen. Auch dieser Ansatz konnte infolge der vorherrschenden Gründungstragfähigkeit als auch der möglichen Zugänglichkeit mit Autokranen und Lkw nicht weiter verfolgt werden (Abb. 3 und Abb. 3-1). Nach mehreren Gesprächen mit allen Projektbeteiligten wurde in enger Zusammenarbeit mit den Fachleuten der System Gerüstbau GmbH aus Lüdenscheid ein alternatives Gerüstkonzept wie folgt entworfen: Nach statischer Prüfung der Bestandsunterlagen wurde klar, dass die Aufhängung des Sperrtores in der Lage war, begrenzte Zusatzlasten aufzunehmen. Diese möglichen Zusatzlasten waren in der Größenordnung von 4 x Mannlast und dem Eigengewicht aus 2 Gerüstfeldern mit einer Länge von 2,50 m zwar überschaubar, stellten aber einen wichtigen Punkt für das entstehende Gerüstkonzept dar. Die Lastreserven des Sperrtores waren für die Montage der ersten Gerüstfelder als ausreichend einzustufen, so dass der Entwurf eines Hängegerüstes, welches in ein Standgerüst mit Wassergründung überging, entstand. In enger Zusammenarbeit mit dem Projektleiter von System Gerüstbau GmbH, Herrn Pierre Lapsien, wurde sowohl ein Montagekonzept als auch ein Gründungskonzept der möglichen Standgerüstkonstruktion den verantwortlichen des WSA-Duisburg vorgestellt (Abb. 4). Wie man dem Gerüstquerschnitt (Abb. 4) entnehmen kann, wurden ca. 4,50 m des Standgerüstes unter Wasser gebaut und auf der Kanalsohle gegründet. Dabei war es zwingend notwendig, die Kanalsohle im Vorfeld auf Tragfähigkeit zu untersuchen, um eine Verletzung der Kanalsohle durch die Vertikalstiele der Gerüstkonstruktion ausschließen zu können. Die Vertikalstiellasten im Betriebszustand der Gerüstkonstruktion betragen hier ca. 44,50 kN (Vd) pro Vertikalstiel. Bei der falschen Fußpunktausbildung wirkt die Fußplatte mit einer Fläche von 12,0 x 12,0 cm bei dem nassem Untergrund wie ein Sperr, der sehr viele Löcher in die Kanalsohle drücken könnte. Man stelle sich vor, das Gerüst steht, aber die Kanalsohle wurde im Zuge der Montage durchbohrt und ist undicht. Also war eine zwingend notwendige Betrachtung für die Entwicklung der Gerüstkonstruktion, die Erschließung der Tragfähigkeit der Kanalsohle. TECHNIK www. www. Auf Sicherheitsnetze von Huck können Sie sich verlassen! huck.net · huck.net Verkauf, Vermietung und Montage von Personenauffangnetzen. Manfred Huck GmbH Asslarer Weg 13-15 · 35614 Asslar-Berghausen Tel.: +49 (0) 6443 63-0 · Fax: +49 (0) 6443 63-29 www.huck.net · email: sales.de@huck.net Anzeige 879 250 Holzunterlage 4,5x25x25 cm Rohr 48,3 NKP + VK 250 In dem Bereich des Aussteifungsgurtes wird mit Bohlenlage und Kleingerüsten gearbeitet. 1000 740 2500 1000 940 700 1000 300 Wasserstand + 4,20 - 4,50m Kanalsohle +- 0,0 - 0,35m Unterste Belagsebene = Bodenwanne Systembeläge + Plane + Hartfaserplatte 4500 Staubdichte Verkleidung Staubdichte Verkleidung Systembeläge + Plane Staubdichte Verkleidung Unterlage 5x50x50 fest mit den Gerüstfüßen verschraubt 250 Rohr 48,3 NKP + VK 6880 Ballast zum absenken Zug,- Druckfest anschließen Holzunterlage 4,5x25x25 cm zul. Ausspindelung 20cm zul. Ausspindelung 20cm max. Gerüsthöhe + 17,00 - 18,20m Abb. 4: Fertiger Gerüstquerschnitt Sperrtor Meiderich (Quelle: Ingenieure Tomshöfer & Partner)

In Zusammenarbeit mit dem WSA wurde durch Fachleute und Taucher des WSA die Gründung örtlich – also unter Wasser – soweit möglich mit Sonargeräten untersucht. Die Auswertung der örtlichen Untersuchung und die daraus ermittelte mögliche Tragfähigkeit der Kanalsohle erlaubte es, den Fußpunkt der Gerüstkonstruktion konstruktiv so zu gestalten, dass zum einen die sichere Tragfähigkeit der Kanalsohle nicht überschritten wurde und zum anderen die montagetechnische Umsetzung auch vor Ort möglich war. Der Fußpunkt der Gerüstkonstruktion liegt ca. 4,50 m unter Wasser. Nach einigen Versuchen wurde unter Berücksichtigung der statischen Notwendigkeiten eine wirtschaftlich sinnvolle und baupraktisch umsetzbare Lösung gefunden, die eine Umsetzung des Standgerüstes mit Wassergründung ohne Verletzung der Kanal- sohle möglich machte. Durch diese Vorgehensweise konnte das gesamte Sperrtor eingerüstet und verkleidet werden, ohne das Sperrtor als solches vertikal zusätzlich über den möglichen Bereich zu belasten (Abb. 5 und Abb. 6). Sicherlich ist aufgefallen, dass die Vertikalstiele im bzw. unter Wasser doppelt ausgebildet wurden. Zu beachten ist hier, dass es auch in einem Binnenkanal durch die Schifffahrt oder durch Schleusungsvorgänge zu nicht unerheblichen Wasserbewegungen kommt. Durch die hydrostatische Druckverteilung im Wasser und durch die Strömung entstehen Horizontallasten, die durch die Vertikal- stiele der Gerüstkonstruktion zusätzlich zu den Windlasten aufgenommen werden müssen. TECHNIK Abb. 5: Gerüstkonstruktion Sperrtor Meiderich mit Wassergründung (Quelle: System Gerüstbau GmbH, Lüdenscheid) Anzeige Treppen und Aufstiege SCHNELL MONTIERT, SICHER IN DER ANWENDUNG Vorschriftskonforme Aufstiege für den öffentlichen oder den Baustellenbereich Sicheres und kräfteschonendes Begehen Kurze Aufbauzeit Geeignet für höchste Lasten und maximale Aufbauhöhen Aus Layher-Serienbauteilen, sofortige Lieferfähigkeit Mehr erfahren unter: www.layher.com Mehr Wissen – Layher Technik- Seminare und Webinare. Informationen unter: seminare.layher.com

8 01 / 2022 Die Strömungsbelastung der Vertikalstiele lag in diesem Beispiel bei ca. 7,0 kN/stg.m je Vertikalstiel „im“ Wasser. Diese Horizontallasten mussten von den Gerüstscheiben aufgenommen und an das Sperrtor bzw. die Gründung abgegeben werden, um die Lagesicherheit als auch die Stabilität der Gerüstkonstruktion zu jeder Zeit zu gewährleisten. Über Wasser wurden die „Ankerlasten“ durch eine zug- und druckfeste Stahlrohrkupplungskonstruktion in das Sperrtor eingeleitet, was kein echtes Problem darstellte. Das Sperrtor hat ja den Zweck, das Wasser im Einsatzfalle aufzuhalten, um beispielsweise ein Leerlaufen des Kanales zu verhindern. Der auf das Sperrtor im Wasser wirkende Horizontaldruck als auch auf alle Bauteile des Sperrtores ist also enorm. Zur Durchführung der Korrosionsschutzarbeiten musste sich das Sperrtor logischerweise außerhalb des Wassers befinden, so dass hier mehr als ausreichend horizontale Lastreserven vorhanden waren. Im Gründungsbereich – also unter Wasser – musste das aber genauso funktionieren, d. h. die Horizontallasten am Fußpunkt mussten von der Gründung aufgenommen werden, um ein Gleiten und somit ein Versagen der Vertikalstiele auszuschließen. Wichtig ist hier, je tiefer sie kommen, desto stärker wird der Wasserdruck und damit die aufzunehmende bzw. abzuleitende Horizontallast. Aufgrund der im Vorfeld durchgeführten Untersuchung der Bodenbeschaffenheit wurde durch die Taucher des WSA eine zur Ableitung der Horizontallasten geeignete Fußpunkteinbindung in den Boden der Kanalsohle realisiert: die Fußpunkte der Gerüstkonstruktion wurden praktisch „eingegraben“. Neben den statischen Aspekten musste aber auch ein spezielles Montagekonzept mit entsprechender Gefährdungsbeurteilung entwickelt bzw. geschrieben werden. Dazu gehörte unter anderem auch ein Rettungskonzept für Arbeiten über Wasser, das zusätzlich zu dem üblichen Einsatz von MSG, PSAgA und Höhenrettungsgeräten ein direkt einsatzfähiges Rettungsboot – also Motorboot mit Rettungsmannschaft – für die Dauer der Montagearbeiten vorgesehen hat. Nach Prüfung und Freigabe der Montage- und Rettungskonzepte konnten die notwendigen Montagearbeiten für die Gerüstkon- struktion sicher vor Ort umgesetzt werden. Dabei wurde z. B. im ersten Bauabschnitt der Gerüstmontage die vertikale Zusatztragfähigkeit des Sperrtores ausgenutzt. Das Gerüst wurde von oben nach unten gebaut, so dass aus einem Hängegerüst ein Standgerüst wurde. Nachdem dann die ersten Gerüstfelder montiert und auf der Kanalsohle gegründet waren, konnte vom Standgerüst aus mit Auslegern weiter montiert werden. Die Montage eines Ponton war dadurch überflüssig, was sicherlich auch wirtschaftlich sinnvoll war. TECHNIK Abb. 6: Gerüstkonstruktion Sperrtor Meiderich mit Wassergründung (Quelle: System Gerüstbau GmbH, Lüdenscheid) PLANUNG, BERATUNG, SCHULUNG UND GUTACHTEN IM GERÜSTBAU Ingenieure Tomshöfer und Partner Zur Buhrkuhle 5 • 44791 Bochum Tel. 0234-5880733 • Fax 0234-5880734 info@ingenieure-am-werk.de www.ingenieure-am-werk.de Anzeige

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Montage war der Einsatz von Tauchern. Diese haben mit den Gerüstmonteuren die einzelnen Baugruppen der Gerüstkonstruktion planmäßig „versenkt“ und direkt bei Erreichen der Kanalsohle die statisch notwendigen Vorgaben der Fußpunktausbildung örtlich umgesetzt und das bei einer Sichtweite unter Wasser von weniger als 15 cm. (An dieser Stelle vielen Dank an das Tauchteam des WSA Duisburg.) So konnte Feld für Feld die gesamte Gerüstkonstruktion montiert und sicher auf der Kanalsohle gegründet werden, um die auftretenden Gerüstlasten planmäßig abzuleiten, ohne das Bestandsbauwerk als auch die Kanalsohle maßgeblich zu belasten bzw. zu überlasten (Abb. 5). So wurde durch den Gerüstaufsteller ein für den Gerüstbenutzer idealer Arbeitsraum durch die Fachleute der System Gerüst GmbH aus Lüdenscheid umgesetzt mit dem Ergebnis, dass der „neue“ Korrosionsschutz das Sperrtor für die nächsten Betriebsjahre schützt. TECHNIK Tomshöfer + Partner • Dipl.-Ing. Heiko Tomshöfer Zur Burkuhle 5 • D-44791 Bochum • Tel. +49 234 5880733 info@ingenieure-am-werk.de • www.ingenieure-am-werk.de Heiko Tomshöfer, geboren 1970, ist Stahlbauingenieur, Schweißfachingenieur und Korrosionsschutzbeauftragter. Seit 1998 liegt sein Aufgabenschwerpunkt bei Sonderkonstruktionen in den Bereichen Traggerüstbau, Stahlbau und Mischkonstruktionen aus Arbeits- und Schutzgerüsten in Kombination mit Traggerüstelementen. 2016 gründete er das Ingenieurbüro Tomshöfer & Partner mit dem Motto „Aus der Praxis für die Praxis“. Das Dienstleistungsangebot hat den Schwerpunkt Statik und Konstruktion in allen Bereichen des Gerüstbaues inklusive Beratung, Schulung und der Möglichkeit, Sonderteile wirtschaftlich sinnvoll herzustellen. Nachruf Nachruf Eine große Lücke ist entstanden. Wir trauern um unseren Chef Heinrich Gregor Gemeinhardt *06.12.1944 15.12.2021 Er war immer offen, ehrlich, voller Tatendrang und wusste die Geschicke der Firma in die richtigen Bahnen zu lenken. Seine Gradlinigkeit und feste Vorstellungskraft hat die Firma über Jahrzehnte geprägt und ihren Ruf weit über die Region hinaus bekannt gemacht und gefestigt. Als Chef hatte er immer ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter und in seiner freundschaftlichen und markanten Art immer eine Lösung gefunden. Wir gedenken in Stille und versuchen im täglichen Geschäft sein Lebenswerk in seinem Sinne weiterzuführen. Wir werden ihn sehr vermissen. Die Mitarbeiter der Firma Gerüstbau Gemeinhardt GmbH, Poing

10 01 / 2022 Der Verkaufsprozess Unternehmensnachfolge Teil III Das Thema Unternehmensnachfolge ist immer noch ein brandaktuelles Thema – auch in der Gerüstbaubranche. In dieser Artikelreihe stellen die beiden Autoren Thomas Schäfer und Roland Bischoff der Unternehmensberatung Prämieum Consult vor, welche Überlegungen sowohl bei der Planung als auch im Verkaufsprozess zu beachten sind. Nachdem Sie Ihre Grundsatzentscheidung getroffen haben und der/die richtige Berater*in an Bord ist, kann es endlich losgehen. Nun ist die strategische Reihenfolge enorm wichtig! WER soll WIE angesprochen werden? Überlasse ich dies ausschließlich dem/der Berater*in (Vermittler*in) oder ist es besser, hier klare Vorstellungen zu kommunizieren und vor allen Dingen klipp und klar zu äußern, was auf keinen Fall gewünscht ist? Wie im zweiten Teil dieser Artikelreihe bereits geschildert, kann hier die falsche Vorgehensweise großen Schaden anrichten und zu ungewollter Kapitalvernichtung führen. Daher sollte als erstes das Konzept des Verkaufsprozesses gemeinsam mit dem/der Berater*in erörtert werden. Wer wird gezielt angesprochen? Gibt es bereits Kandidaten, die in der Vergangenheit Interesse auf die ein oder andere Art bekundet haben? UNTERNEHMENSFÜHRUNG Roland Bischoff, Jahrgang 1954, ist verheiratet und hat drei erwachsene Söhne. Er lebt in Güglingen – gelegen zwischen Heilbronn und Karlsruhe. Er hat über 40 Jahre beimweltweit führenden Hersteller von Systemgerüsten bis zu seiner Pensionierung als Vertriebsleiter und Prokurist gearbeitet. Zwischen 1991 und 1996 war er in der Immobilienbranche als Verkäufer von hochwertigen Immobilien tätig. Inzwischen hat er sich als Unternehmensberater für Gerüstbauer selbstständig gemacht. Roland Bischoff ist aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit im Gerüstbau ein Netzwerker. Schon während seiner Zeit als Vertriebsleiter hatte das Thema Unternehmensnachfolge bei vielen Gesprächen mit Gerüstbauern und Mitarbeitern einen großen Stellenwert. Das treibt ihn an, weiter aktiv in der Branche tätig zu sein, ob als Berater für Gerüstbauunternehmen, für die Bewertung von Unternehmen bis hin zum Verkauf von Unternehmen oder Unternehmensteilen. Roland Bischoff ist gelernter Industriekaufmann, er hat sich über die ganzen Jahre regelmäßig weitergebildet und hat selbst unzählige Tagungen und Seminare geleitet. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Wein- und Obstbau. Thomas Schäfer, Jahrgang 1960, ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in der Nähe von Frankfurt am Main. Außerdem hat er hat zwei erwachsene Töchter. Er ist geschäftsführender Gesellschafter zweier erfolgreicher Unternehmen im Versicherungs- und Finanzsektor, sowie in der Unternehmensberatung. Spezialisiert auf die Gerüstbaubranche ist seine Expertise innerhalb seiner 30jährigen Karriere stetig gewachsen. Er referiert beim Bundesverband Gerüstbau sowie bei der Handwerkskammer Dortmund für die Meisterlehrgänge und bei den führenden Gerüstherstellern als Speaker zu den Themen Risikomanagement, Unternehmensführung und Nachunternehmereinsatz. Seine Unternehmen bieten Speziallösungen rund um das Thema der betrieblichen Absicherung für Gerüstbauer in ganz Deutschland. Mehrfach wurde sein Unternehmen im FOCUS ausgezeichnet und landete unter den TOP 5 Versicherungsmaklern in Deutschland. Thomas Schäfer ist ausgebildeter Versicherungskaufmann, Fachwirt und Betriebswirt. „Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe!“ www.der-geruestbauer.com Gerüstbaumeister-Blog Anzeige

Weitere Fragen, die Sie sich vorab stellen sollten, sind: • Welche Vorrausetzungen muss ein/e potenzieller Käufer*in mitbringen? • Passen die Gerüstsysteme zusammen? • Was ist mit dem Unternehmensstandort? Es macht keinen Sinn, ein Inhabergeführtes Unternehmen aus Norddeutschland anzusprechen, wenn Sie einen gleichartigen Betrieb in Süddeutschland verkaufen wollen. Welche Expertise bringt der/die zukünftige Erwerber*in mit oder sollte er/sie vorweisen? Hier ist weniger mehr und eine sinnvolle Analyse der in Frage kommenden Erwerber*innen sehr wichtig. Wie finde ich den/die richtigen Käufer*in, der/die zum Unternehmen, den Mitarbeitern und Kunden passt? Sind diese Fragen und die Strategie geklärt, stellt sich die Frage welche Informationen zu welchem Zeitpunkt zur Verfügung gestellt werden. TIPP: Generell nur mit einer unterzeichneten Verschwiegenheitserklärung arbeiten und alle Informationen, die an Dritte gehen, vorher einsehen und freigeben. So halten Sie die Fäden in der Hand und sind auch über die Aktivitäten Ihrer Berater*innen auf dem Laufenden. Zunächst reichen nur allgemeine Informationen aus für eine erste Einschätzung durch den/die Interessent*in. Bei weiterem Interesse sollte ein Nachweis über die vorhandene Bonität eingeholt werden, bevor wirklich sensible Daten ausgetauscht werden. Somit können Sie Neugierige von wirklichen Interessenten unterscheiden. Machen Sie sich zwischenzeitlich mit Ihrem/Ihrer steuerlichen Berater*in Gedanken, wie die Kaufpreiszahlung erfolgen soll und unter welchen Bedingungen. Wäre Ihre derzeitige Hausbank auch bereit, eine/n potenziellen Käufer*in bei der Finanzierung zu unterstützen? Wer erstellt die erforderlichen Verträge und nimmt die Due Diligence mit Ihnen vor? Und wann ist der richtige Zeitpunkt, die Mitarbeiter*innen ins Boot zu holen? Wir alle kennen die nonverbale Kommunikation. Keiner hat etwas gesagt, aber alle wissen Bescheid. Auch hier kann viel Potential vernichtet werden, wenn der richtige Zeitpunkt verpasst wird. Nichts ist schlimmer als Unsicherheit bei den Mitarbeiter*innen, wenn die Gerüchteküche brodelt. Ist der/die richtige Bewerber*in/Interessent*in gefunden und die Parteien sind sich über die Modalitäten einig, kann der Vertragsschluss erfolgen. Welche Fallstricke dort lauern und wie Sie sich gegen Kaufpreisminderungen erfolgreich absichern, erfahren Sie im vierten und letzten Teil dieser Artikelreihe. UNTERNEHMENSFÜHRUNG ERFOLGSKONZEPTE FÜR DEN GERÜSTBAU Als starker Partner bieten wir Ihnen unsere 6 Erfolgskonzepte: Prämieum Consult GmbH ▸ Deutschordenstraße 14a ► 63571 Gelnhausen ► Tel. +49 6051 49093-48 info@praemieum-consult.de ► www.praemieum-consult.de Unternehmensführung Unternehmensnachfolge & Verkauf Personal Coaching Gerüstf inanzierung Leasing Services Anzeige Prämieum Consult GmbH Deutschordenstr. 14a • 63571 Gelnhausen Telefon +49 6051 49093-48 info@praemieum-consult.de • www.praemieum-consult.de

12 01 / 2022 UNTERNEHMENSFÜHRUNG Faszination Gerüstbau Interviewmit Gerhard Hawemann, promaintain GmbH& Co. KG Gerüstbauer ist für ihn zweifelsohne ein Traumberuf. Sein Unternehmen und auch er selbst gelten als Vorreiter bei der Digitalisierung von Projektentwicklung und Projektkoordination im Industriegerüstbau. Wir haben Gerhard Hawemann, einen der beiden Geschäftsführer der promaintain GmbH & Co. KG getroffen, um uns mit ihm über Transparenz, die Digitalisierung, „Bester Dienst am Kunden“ und seine Faszination für die Gerüstbaubranche auszutauschen. DER GERÜSTBAUER: 2006 haben Sie sich gemeinsam mit Thomas Berger selbständig gemacht und promaintain gegründet. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt? Gerhard Hawemann: Thomas Berger und ich lernten uns im Stillstandteam eines ehemaligen Arbeitgebers kennen und hatten bereits ein tolles Teamgefüge innerhalb der Abteilung. Im ersten gemeinsamen Stillstandprojekt gelang es uns auf Anhieb, durch eine vorausschauende Planung und Koordination 30 % Gerüstbau- kosten einzusparen. Wir haben schon damals gemeinsam regelmäßig Arbeitsprozesse hinterfragt und so die Projekt-Koordination stetig professionalisiert. Diese Erfahrungen waren für uns ein Aha-Erlebnis, dass es eine nachhaltige Planung im Stillstandgeschäft benötigt. DER GERÜSTBAUER: Wie hat sich Ihr Unternehmen seit den Anfängen entwickelt? Gerhard Hawemann: All die Arbeitsabläufe, die wir heute auf unseren Tablets abwickeln, haben wir in den Anfängen noch auf Papier erledigt. Schon zu Beginn stand für uns das Ziel im Vordergrund, klare und transparente Prozesse für unsere Kunden zu schaffen und für diese das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Wir sehen uns daher als Problemlöser und Komplettanbieter. Eines hat uns dabei seit jeher geprägt und das ist, dass sich der Erfolg aus der Teamleistung ergibt und nicht aus der Arbeit einzelner Personen. Was uns und unserer Arbeit natürlich den größten Schub gegeben und die größten Veränderungen bewirkt hat, war die Digitalisierung. Durch Großprojekte wie beispielsweise den Umbau und die Stillstandabwicklung in der Raffinerie Neustadt im Jahre 2010 oder später bei unseren Großprojekten bei der BASF in Ludwigshafen hat sich unser Unternehmen stetig vergrößert. Große Anlagenprojekte wie an der Vitamin A-Anlage bei der BASF in Ludwigshafen, haben das Unternehmen stetig vergrößert. Sein Unternehmen und auch er selbst gelten als Vorreiter bei der Digitalisierung im Industriegerüstbau. Im Interview mit Gerhard Hawemann zum Thema Faszination Gerüstbau. (Fotos: PERI Deutschland)

DER GERÜSTBAUER: Was verbirgt sich hinter der promaintain-Methode? Gerhard Hawemann: Ich würde schon sagen, dass wir die Dinge anders angehen und uns das auch ein Stück weit einzigartig macht. Anstatt unser Geld mit möglichst viel Nachträgen zu erwirtschaften, setzen wir auf Transparenz und Ehrlichkeit. Wir sehen uns eher auf der Auftraggeberseite und versuchen, für unseren Kunden das beste Ergebnis zu erzielen, damit dieser möglichst viel Zeit und Geld spart – auch wenn das für uns bei einem Projekt bedeutet, mal nicht so profitabel zu sein. Daraus entstehen langfristige, nachhaltige Kundenbeziehungen und das macht promaintain auch aus. Ein Kontraktor hat uns vor Kurzem zurückgemeldet, dass er noch nie so sicher, sauber und transparent gearbeitet hat wie mit uns. DER GERÜSTBAUER: Was macht für Sie die Faszination zum Gerüstbau aus? Gerhard Hawemann: Generell ist der Beruf des Gerüstbauers mein Traumberuf. Gerüstbau ist wie Lego spielen, da man aus verschiedenen Einzelteilen in kürzester Zeit ein Bauwerk erschaffen kann. Aber der Gerüstbau geht für mich schon weit vor dem Aufbau los. Schon, wenn ich mit Kunden ein Bauwerk besichtige, muss ich mir die Einrüstung bildlich vorstellen können. Meine Faszination geht soweit, dass ich bereits früher nach der Besichtigung einer Anlage am Lager direkt wusste, welche und wie viele Bauteile auf den Lkw müssen. Am Industriegerüstbau fasziniert mich vor allem die Vielfältigkeit. DER GERÜSTBAUER: Wie hat in Ihren Augen die Arbeit durch BIM den Gerüstbau verändert? Gerhard Hawemann: BIM ist ja vereinfacht ausgedrückt eine Methode zur Dokumentenablage, die die Arbeit am Bau erleichtert und die Zusammenarbeit der Gewerke stärken soll. Für unser Unternehmen ist die BIM-Plattform die Kommunikationsgrundlage und Datenablage auf der Baustelle, die wir für unsere Zwecke stetig weiterentwickeln. Kunden und andere Gewerke schätzen die Methodik, aber man muss auch ehrlich sagen, dass es in vielen Betrieben noch zu wenige Mitarbeiter gibt, die sich damit auskennen. Allgemein bietet BIM einen enormen Zugewinn an Transparenz und hilft dabei, Projekte im geplanten Zeitrahmen abzuwickeln. Wir arbeiten beim Thema BIM eng mit PERI zusammen und greifen gerne auf deren großes Know-how zurück. DER GERÜSTBAUER: Welche Vorteile in Bezug auf den Indus- triegerüstbau sehen Sie in der Zusammenarbeit mit PERI? Gerhard Hawemann: Den ersten Kontakt mit PERI hatten wir schon 2006, als es um die 3D-Planung eines Gerüsts bei Audi ging. Schon damals waren wir vom Know-how der PERI Ingenieure und der wertschätzenden Zusammenarbeit angetan. Als es dann darum ging, mit wem wir in die Ausarbeitung des Acetylenprojekts bei der BASF gehen, war für uns klar, dass wir es mit PERI verwirklichen sollten. Für uns ging auch aufgrund des fortschrittlichen PERI UP Gerüstsystems kein Weg an der Zusammenarbeit vorbei. Auf den Punkt gebracht ist es das Gesamtpaket aus großem Know-how im Bereich Engineering und Digitalisierung, innovativem Gerüstsystem und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Auch die Firmenphilosophie deckt sich mit der von promaintain, denn sowohl wir als auch PERI sind für Veränderungen offen und versuchen stets, das Beste für den Kunden möglich zu machen. UNTERNEHMENSFÜHRUNG Die Zukunft gehört dem Stiel. Einfach Easy das Original. PERI UP Fassadengerüst. Flexible Einrüstungen mit dem Easy Stiel. Die Bauwerksgeometrie von Gebäuden unterscheidet sich meist stark. Wir bieten Ihnen für die unterschiedlichen Fassaden- anforderungen die passende Gerüstlösung. Ob Arbeits- oder Schutzgerüst – mit dem Easy Stiel sind Sie für den Baualltag im Fassadengerüstbau optimal vorbereitet. Sie wollen mehr erfahren? QR-Code scannen und die Welt des Easy Stiel entdecken. www.peri.de/easystiel Schalung Gerüst Engineering Anzeige

14 01 / 2022 Azubis wollen demHandwerk treu bleiben Ergebnisse einer Befragung der Auszubildenden Die SOKA GERÜSTBAU hat im Dezember 2021 eine Befragung der Auszubildenden zum/zur Gerüstbauer*in durchgeführt. Angeschrieben wurden die Auszubildenden aller Jahrgänge und Standorte. Ziel der Befragung ist, ein repräsentatives Bild über Fragestellungen zu erhalten: • Wie haben junge Menschen den Weg zur Ausbildung zum/zur Gerüstbauer*in und zu ihrem Betrieb gefunden? • Was schätzen die Auszubildenden an ihrer Ausbildung, was nicht? • Wie beurteilen die Auszubildenden die Ausbildungsqualität? • Wie sind ihre Planungen nach der Ausbildung? Um einen Anreiz zur Teilnahme zu bieten, wurden drei Media-Markt-Gutscheine in Höhe von jeweils 200 Euro ausgelobt. Von ausgesandten 854 Fragebögen wurden 163 zurückgeschickt. 26 sind von Auszubildenden, die dem Ausbildungsstandort Berlin/Bernau zugeordnet sind, 67 sind Dortmund zuzurechnen und 70 Groß-Gerau/Weiterstadt. SOKA Herr Steinborn und Frau Borkmann bei der Auslosung.

15 01 / 2022 Am 17. Januar 2022 wurden die Gewinner der Gutscheine ausgelost. Freuen können sich Herman Nguimfack aus Fulda, Leonard Nuklies aus Berlin und Dustin-Jerome Scheppner aus Kreuztal. Familie und Empfehlungen spielen nach wie vor eine wichtige Rolle Für die Wahl des Ausbildungsberufes zum/ zur Gerüstbauer*in gibt es unter den Befragten zwei herausragende Zugangswege: Empfehlungen bzw. persönliche Kontakte sowie einen Gerüstbaubetrieb im familiären Umfeld1. Dieses nicht überraschende Ergebnis verdeutlicht, dass Gerüstbauer/Gerüstbauerin in der Regel kein bekannter Ausbildungsberuf ist, den Jugendliche anstreben, sondern der Impuls eher aus persönlichen Empfehlungen kommt (39,9 Prozent der Antworten) oder der/die Auszubildende einen Gerüstbaubetrieb im familiären Umfeld hat (29,4 Prozent). Der Zugang über soziale Medien ist hingegen eher untergeordnet (12,3 Prozent) und verteilt sich auf verschiedene Quellen (Allgemeine Internetrecherche über Google, www.geruestbaulehre.de, www.sokageruest.de, Instagram, YouTube, Facebook u. a.). Unter den Sonstigen Zugangswegen finden sich Praktika, Ferienjobs oder Hinweis von Sozialarbeitern. Positiv an ihrem Ausbildungsberuf sehen die Auszubildenden die handwerkliche Tätigkeit (74,8 Prozent), die Arbeit im Freien (52,1 Prozent) und die hohe Abwechslung durch unterschiedliche Projekte (64,4 Prozent). Die Perspektiven nach der Ausbildung werden ebenfalls gut bewertet (48,5 Prozent). Auf der Negativseite haben 40,5 Prozent der Auszubildenden die langen Abwesenheitszeiten von zu Hause genannt, die durch die Zeiten der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung, der Berufsschule und etwaige auswärtige Montagezeiten bedingt sind. Andere Faktoren, wie z. B. die körperliche Belastung, werden weniger stark bewertet (14,1 Prozent). Unter Sonstiges wurde insbesondere die Teamarbeit genannt. SOKA GERÜSTE MIETE ICH BEI GVH, IST DOCH KLAR! Für alles gerüstet mit GVH Wir bieten für jedes Projekt die richtigen Gerüste in sicherer Qualität und ausreichenden Mengen. Gerüstvermietung Horst GmbH Max-Planck-Straße 4 25358 Horst Design: sternklar.com www.gv-horst.de Telefon 04126 / 39 33 79 Anzeige * Bei dieser und einigen der folgenden Fragen waren Mehrfachantworten möglich, Daher kann die Anzahl der Antworten größer als die Anzahl der Teilnehmer (163) sein.

16 01 / 2022 Für die Auswahl des Ausbildungsbetriebes sind subjektive Faktoren maßgeblich Bei der Auswahl des Ausbildungsbetriebes sind für die Auszubildenden Punkte wie Empfehlungen, der positive Eindruck des Chefs oder die Arbeitsatmosphäre entscheidend (alle jeweils um die 40 Prozent der Antworten). Harte Faktoren wie interessante Projekte (32,5 Prozent) oder die Verdienstmöglichkeiten (14,1 Prozent) waren nur für einen kleineren Teil der Auszubildenden relevant. Die Rahmenbedingungen der Ausbildung werden überwiegend gut bewertet Die Auszubildenden sollten anhand des Schulnotensystems eine Bewertung der aktuellen Ausbildungssituation abgeben. Die Kenntnisvermittlung in Betrieb und Überbetrieblicher Lehrlingsausbildung wird erfreulicherweise mit jeweils einer Durchschnittsnote von 2,0 bewertet. Die Berufsschule erhält im Durchschnitt eine 2,6. Diese etwas schlechtere Bewertung kann durchaus darauf zurückzuführen sein, dass die Theorie nicht ganz so beliebt ist wie die praktische Tätigkeit. Ebenso werden die Rahmenbedingungen der Unterbringung etwas schlechter bewertet. Dabei sind aber größere Unterschiede in den einzelnen Unterbringungen zu erkennen: Die Situation in Berlin erhält die besten Rückmeldungen aufgrund der Unterbringung im Waldhotel Wandlitz, Dortmund bewegt sich im Mittelfeld, das Internat in Weiterstadt erhält gute Bewertungen, während die Unterbringung während der Berufsschule in Groß-Gerau schlechter benotet wird. SOKA

Der überwiegende Teil der Auszubildenden will dem Gerüstbauer-Handwerk treu bleiben Viele Auszubildende wollen auch nach der Ausbildung im Gerüstbauer-Handwerk arbeiten. 57,7 Prozent können sich das im Ausbildungsbetrieb vorstellen, weitere 9,8 Prozent in einem anderen Gerüstbaubetrieb. 45 Auszubildende planen, sich persönlich zum Beispiel in Richtung Bauleiter weiter zu entwickeln, damit sie langfristig nicht überwiegend körperlich arbeiten müssen. Auch die Absicht, sich nach der Ausbildung fachlich und persönlich weiterzubilden, ist bei vielen Auszubildenden vorhanden. Die Frage, ob eine zunehmende Digitalisierung im Gerüstbauer-Handwerk, etwa durch Vermessungstechnik, Planung von Projekten mit Software oder die Unterstützung der Baustellenabwicklung über Apps, die Attraktivität des Gerüstbaus erhöht, wird von 52,1 Prozent der Auszubildenden bejaht. 17,8 Prozent finden das nicht, weitere 30,1 Prozent sehen keine Auswirkungen auf die Attraktivität des Berufsbildes. SOKA Anzeige Die Zukunft gehört dem Stiel. Einfach Easy das Original. Sie wollen mehr erfahren? QR-Code scannen und die Welt des Easy Stiel entdecken. www.peri.de/easystiel Schalung Gerüst Engineering Easy Stiel – die Vorteile im Fokus:  Vorlaufende Montage: Außen, innen und beim Treppenaufgang  Durchdachte Bauteile: Außenecken ohne Rahmenzüge, ebene, versatz- und stolperfreie Belagsflächen (Locking Deck)  Schnelle Montage: Intelligente Verbin- dungstechnik (Gravity Lock)  Hohes Ladevolumen: Stielbauweise er- möglicht Stapelung ohne große Leerräume Fazit: Im Hinblick auf die Zugangswege zum Beruf hat die Befragung bestätigt, dass das Berufsbild und der Ausbildungsberuf weiterhin mit vielfältigen Ansätzen bekannt gemacht werden muss. Initiativen der Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks sind hier gute Ansätze, die mittelfristig wirken. Haben die jungen Menschen den Beruf gewählt, ergibt sich ein durchaus positives Bild: Die Vorteile des Berufs werden erkannt und die Bewertung der Rahmenbedingungen in Ausbildung fällt überwiegend positiv aus. Besonders erfreulich ist die hohe „Bleibewilligkeit“ sowie die Planungen zur persönlichen beruflichen Weiterbildung des überwiegenden Teils der Auszubildenden. Sozialkasse / Zusatzversorgungskasse des Gerüstbaugewerbes Welfenstraße 4 • 65189 Wiesbaden Telefon +49 611 7339-0 • Fax +49 611 7339-100 www.sokageruest.de • info@sokageruest.de

18 01 / 2022 Während oder wegen Krankheit gekündigt Während oder wegen einer Krankheit dürfen Arbeitnehmer*innen nicht gekündigt werden – das denken viele. Doch das ist nicht richtig: Beschäftigte können sowohl während einer Krankschreibung als auch wegen häufiger oder langer krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit gekündigt werden. Welche Auswirkungen hat die Krankschreibung auf die Kündigung und unter welchen Umständen können Mitarbeiter*innen, die oft oder lange krank sind, gekündigt werden? Gemäß Kündigungsschutzgesetz genießen Mütter, Eltern in Elternzeit und Menschen mit Behinderung einen besonderen Kündigungsschutz – andere Beschäftigte sind bei Krankheit nicht vor einer Kündigung sicher. Wer sehr häufig oder lange wegen Krankheit ausfällt, muss also mit Konsequenzen rechnen. Der/ die Arbeitgeber*in kann auch während der krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit eine Kündigung aussprechen. Wann darf ein*e Arbeitgeber*in aufgrund von Krankheit kündigen? Arbeitnehmer*innen kann sowohl während als auch wegen Krankheit gekündigt werden. Als personenbedingte Kündigung darf die krankheitsbedingte Kündigung ausgesprochen werden, wenn ein*e Arbeitnehmer*in seinen/ihren Arbeitsvertrag aufgrund von Krankheit nicht mehr erfüllen kann. Wer sechs Wochen oder länger krankheitsbedingt fehlt, kann ebenfalls gekündigt werden. Entscheidend für die krankheitsbedingte Kündigung sind „störende Auswirkungen“ auf das Arbeitsverhältnis. Der Ausfall ist für den/die Arbeitgeber*in nicht berechenbar, was oft negative Auswirkungen auf die Betriebsabläufe hat. Das kann ein Kündigungsgrund sein. Bei krankheitsbedingter Kündigung sind die arbeitsrechtlichen Hürden allerdings deutlich höher als bei einer verhaltensbedingten Kündigung. Kündigung wegen Krankheit muss gründlich geprüft werden Ob eine Kündigung aufgrund von Krankheit zulässig ist, muss sorgfältig geprüft werden. Folgende Kriterien spielen dabei eine Rolle: • Die Prognose bezüglich der voraussichtlichen Dauer der Arbeitsunfähigkeit muss negativ sein. • Es muss eine erhebliche Beeinträchtigung betrieblicher Interessen festgestellt werden. • Eine Interessenabwägung muss ergeben, dass die betrieblichen Beeinträchtigungen zu einer unzumutbaren Belastung des Arbeitgebers führen. Bei der Interessenabwägung von Arbeitgeber*in und Arbeitnehmer*in werden auch Faktoren wie die Dauer der Betriebszugehörigkeit und das Alter des/der Arbeitnehmer*in berücksichtigt. Kündigung wegen Krankheit in der Probezeit Erkrankt ein*e Arbeitnehmer*in in der Probezeit, ist ebenfalls eine Kündigung möglich. In dem Fall gilt die in der Probezeit übliche verkürzte Kündigungsfrist, die meist zwei Wochen beträgt. Sind die Gründe für die Kündigung erfüllt, kann der/die Arbeitgeber*in während in der Probezeit auch eine fristlose Kündigung aussprechen und das Kündigungsschreiben per Post zustellen. Verlängert sich die Kündigungsfrist durch eine Krankheit? Erkrankt ein*e Arbeitnehmer*in während der Kündigungsfrist, verlängert sich die Frist nicht – es sei denn, der Erhalt der Kündigung erfolgt durch die Krankheit später. Kündigt ein*e Arbeitgeber*in zum Beispiel am 14. eines Monats, weil die Kündigung bis zum 15. erfolgen muss, dauert es bei krankgeschriebenen Arbeitnehmer*innen länger, bis die Kündigung zugestellt wird. Kommt sie erst nach dem 15. an, verschiebt sich die Kündigungsfrist. Ungerechtfertigte Kündigung – was tun? Wer gerichtlich gegen eine Kündigung vorgehen will, muss innerhalb von drei Wochen Klage bei einem Arbeitsgericht einreichen. Diese Frist gilt auch bei Krankheit, sonst ist die Klage unwirksam. In Ausnahmefällen kann jedoch ein Antrag auf Wiedereinsetzung gestellt werden. Dafür muss der/die Antragsteller*in darlegen, dass er/sie die Frist ohne Schuld nicht einhalten konnten. Quelle: anwalt.de RECHT Rechtsanwalt Johannes von Rüden, VON RUEDEN – Partnerschaft von Rechtsanwälten Leipziger Platz 9 • D-10117 Berlin Tel. +49 30 200590770 info@rueden.de • www.rueden.de

Kündigung mit Aufhebungsvertrag Kündigungstrick des Arbeitgebers? – Tipps für Arbeitnehmer*innen Es kommt vor, dass Arbeitgeber*innen einen Aufhebungsvertrag an das Kündigungsschreiben anheften. Kommt es dann zur Kündigung eines/einer Arbeitnehmer*in, bitten sie diesen um eine Unterschrift auf dem Kündigungsschreiben und händigen beide, Kündigung und Aufhebungsvertrag, an den/die Arbeitnehmer*in aus. Worin liegt die Gefahr dieser Situation für den/die Arbeitnehmer*in? Was kann man Arbeitnehmer*innen raten, damit sie keine Nachteile erleiden? Dazu der Kündigungsschutzexperte Anwalt Bredereck: Das Problem ist, dass der/die Arbeitnehmer*in hier denken könnte, dass er/sie einen wirksamen Aufhebungsvertrag abgeschlossen hat – und die dort genannte Abfindung erhalten wird. Der/die Arbeitgeber*in hat ihm/ihr schließlich einen Aufhebungsvertrag überreicht, und eine Unterschrift hat der/die Arbeitnehmer*in auch geleistet. Nur: Der/die Arbeitnehmer*in hat mit seiner/ihrer Unterschrift lediglich den Erhalt der Kündigung bestätigt; der Aufhebungsvertrag blieb blanko, Unterschriften finden sich dort nicht! Deshalb: Einen Anspruch auf eine Abfindung hat der/die ge- kündigte Arbeitnehmer*in hier nicht! Und die große Gefahr ist, dass der/die Arbeitnehmer*in sich zurücklehnt und auf die Auszahlung der Abfindung wartet, möglicherweise hingehalten vom/ von der Arbeitgeber*in, und ungewollt die Dreiwochenfrist der Kündigungsschutzklage versäumt! In dem Fall stünde der/die Arbeitnehmer*in mit leeren Händen da: Er/sie kann die Kündigung nicht mehr rückgängig machen, und eine Kündigungsschutzklage ist wegen Fristablaufs nicht mehr möglich. Mehr noch: Er/sie bekommt keinerlei Abfindung, da der wirksame Aufhebungsvertrag fehlt, und ein Abfindungsvergleich vor dem Arbeitsgericht nur im Kontext mit der, jetzt versäumten, Kündigungsschutzklage möglich gewesen wäre. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es Arbeitgeber*innen gibt, die damit ihre gekündigten Mitarbeiter*innen glauben lassen wollen, dass sie einen gültigen Aufhebungsvertrag in der Tasche haben. Manch ein*e Arbeitnehmer*in wird sich hiervon ablenken lassen und vielleicht erst dann an eine Klage denken, wenn die Dreiwochenfrist bereits abgelaufen ist. Verzichtet der/die Arbeitnehmer*in auf eine Klage, spart der/die Arbeitgeber*in regelmäßig viel Geld; der/die Arbeitnehmer*in verliert aber endgültig seinen/ihren Job und steht ohne Abfindung da! Einen Aufhebungsvertrag sollte man nie ohne vorherige Prüfung durch ein*e Spezialist*in unterschreiben! Bredereck rät: Händigt man Ihnen ein Kündigungsschreiben aus, rate ich dazu, den/die Spezialist*in am selben Tag anzurufen und die Chancen einer Kündigungsschutzklage sofort auszuloten! Hier ist besondere Eile geboten, denn der Erhalt der Kündigung löst wichtige arbeitsrechtliche Fristen aus, darunter die Dreiwochenfrist für die Kündigungsschutzklage, sowie andere Fristen, etwa die je nach Fall drei bis fünftägige Frist für die sofortige Zurückweisung der Kündigung. RECHT Rechtsanwalt Alexander Bredereck • Bredereck und Willkomm Landsberger Allee 366 • D-12681 Berlin • Tel. +49 30 40004999 berlin@recht-bw.de • www.arbeitsrechtler-in.de Tipp für Arbeitnehmer*innen: Ist Ihnen die Bedeutung eines Schreibens unklar, rate ich dringend davon ab, dass Sie Ihre Unterschrift daruntersetzen. Lassen Sie sich immer Bedenkzeit geben, und rufen Sie umgehend einen auf Kündigungsschutz und Abfindung spezialisierten Anwalt oder Fachanwalt für Arbeitsrecht an. Anzeige 19 01 / 2022

20 01 / 2022 Erfolgreiches Schutzkonzept Sicherung der Kläranlage während der Sprengung der Salzbachtalbrücke Die Salzbachtalbrücke war eine 304Meter lange, vierspurigen Autobahnbrücke der A66 im östlichen Wiesbaden. Sie bestand aus zwei parallelen Spannbetonbrücken, die 1963 errichtet wurden. Bekannt wurde das Bauwerk durch Pressemitteilungen, nachdem im Sommer 2021 plötzlich akute, statische Probleme an einigen Auflagern aufgetaucht waren, so dass die Brücke umgehend gesperrt wurde. Ein, sich zu Inspektionsarbeiten auf der Brücke befindlicher Spezial-Lkw, konnte nur noch per Kran von der Brücke geborgen werden. Am 18. Juni 2021 wurde die Brücke wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt und am 9. November 2021 erfolgte die Sprengung. Hoher technischer Anspruch unter Zeitdruck Neben den technischen und organisatorischen Herausforderungen, die die Sprengung eines so massiven Bauwerks wie die Salzbachtalbrücke mit sich bringt, war auch ein sehr ambitionierter Zeitplan einzuhalten. Die Brücke überspannt unter anderem mehrere Bahngleise und liegt direkt neben den Klärbecken des Hauptklärwerks der Landeshauptstadt Wiesbaden. Rund 50 Millionen Liter Abwasser fließen bei sogenanntem Trockenwetter durchschnittlich jeden Tag durch das Kanalsystem unter der Stadt und der östlichen Vororte ins Hauptklärwerk. Im Hauptklärwerk selbst werden die Abwässer von rund 190.000 privaten Haushalten gereinigt, ebenso wie die gewerblichen Abwässer, die von Betrieben und der Industrie eingeleitet werden. Die in aufwändigen Prozessen geklärten und gereinigten Abwässer werden dann in den Rhein eingeleitet. PRAXIS Um das Klärwerk vor Beschädigung durch herabfallende Brückenteile bzw. vor der Druckwelle durch die Brückensprengung zu schützen, beinhaltete das Schutzkonzept der Grund-Gruppe ein freistehend ballastiertes und mit einer schweren Spezialfolie beidseitig bekleidetes Schutzgerüst von 100 m Länge und 10 m Höhe.

21 01 / 2022 Ein Schaden an der Kläranlage hätte, neben den immensen Kosten der Instandsetzung und des Ausfalls, eine massive Beeinträchtigung der Wiesbadener Abwasserentsorgung zur Folge. Die Kläranlage musste vor Schäden durch die Sprengung der Brücke geschützt werden. Mitte August 2021 wurde deshalb die Grund-Gruppe aus Kamp-Lintfort um Konzepterstellung für die Schutzmaßnahmen für das Hauptklärwerk angefragt. Planung und Ausführung aus einer Hand Die Grund-Gruppe hat sich auf die Begleitung von technisch anspruchsvollen Baumaßnahmen im D-A-CH Raum und den Benelux-Ländern spezialisiert. Unter dem Motto „Wir kommen, wenn es schwer wird!“ hat die Unternehmensgruppe neben technischer Konzeptionierung auch die Ausführung von ingenieurmäßigen, temporären Schutz- und Montage-Anlagen sowie Schwerlast-Transporten und Industriemontagen im Angebot. Neben der Lösung technischer Aufgabenstellungen stehen auch wirtschaftliche und ökologische Aspekte im Zentrum der Konzepterstellung. So wurde zur Ballastierung bauseits vorhandenes Schüttgut vorgesehen, was den An- und Abtransport von ca. 240 t Ballast einsparte. Das Schutzkonzept sah ein freistehendes ballastiertes und mit einer schweren Spezialfolie beidseitig bekleidetes Schutzgerüst von 100 m Länge und 10 m Höhe vor, die das Klärwerk vor Beschädigung durch herabfallende Brückenteile bzw. durch die Druckwelle schützen sollte. Die Konstruktion bestand aus Modul-Gerüst-Teilen, die von Grund Gerüstbau – einem Unternehmen der Grund-Gruppe – geliefert und montiert wurde. Anfang September wurde die Grund-Gruppe mit der Ausführung des vorgelegten Schutzkonzeptes beauftragt und legte innerhalb von zwei Wochen die statische Berechnung nebst Ausführungszeichnungen zur Prüfung vor. Nachdem bauseits noch vorbereitende Maßnahmen, wie Kampfmittelräumung und das Herstellen von Fallbetten und Schutzwällen erfolgen mussten, konnte Mitte Oktober 2021 mit der Montage der Schutzeinrichtung begonnen werden. Der tägliche Arbeitsfortschritt musste mit der Deutschen Bahn, der staatlichen Autobahn GmbH, dem verantwortlichen Sprengteam und dem Auftraggeber fortlaufend dokumentiert und kommuniziert werden. Nach der Montage erfolgte die Ballastierung sowie das Einbringen zusätzlicher Bodenverankerungen, und die statische Abnahme. Dank der gründlichen Vorplanung und des reibungslosen Datenaustauschs zwischen den Baubeteiligten, wurde das Schutzgerüst ohne Beanstandung durch die Prüfstatiker der Deutschen Bahn rechtzeitig zum geplanten Sprengungstermin freigegeben. Die beiden 310 Meter langen Brückenteile wurden am 9. November 2021 mit 220 Kilogramm Sprengstoff niedergelegt. Die Nordbrücke wurde so gesprengt, dass sie vom Klärwerk wegkippte. Die Südbrücke wurde dagegen senkrecht nach unten etwa zwei Sekunden vor der Nordbrücke niedergelegt. Die getroffenen Schutzmaßnahmen erfüllten den auftraggeberseitig geforderten Zweck zu 100 % und bereits wenige Minuten nach der Sprengung begannen die Entsorgungs- und Rückbaumaßnahmen. PRAXIS Grund-Gerüstbau GmbH Oststraße 103 • 47475 Kamp-Lintfort Tel. +49 2842 2125 • www.grund-gruppe.de

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